Die Welt wächst zusammen. Doch von den Vorteilen des Zusammenwachsens bleiben viele Menschen ausgeschlossen und das vor allem auf der Südseite unseres Globus. 1,2 Milliarden Menschen kämpfen täglich ums nackte Überleben. 20 000 Menschen sterben jeden Tag an Hunger. Extreme Ungleichheiten herrschen in der Verteilung der Güter und Lebenschancen. Dies führt zu Spannungen und Unfrieden. Die Bereitschaft wächst, auf die globalen Entwicklungen, die als gewaltsam, ausgrenzend und rücksichtslos erfahren werden, mit Gewalt und Rücksichtslosigkeit zu antworten.
Wir als Christen setzen uns für eine Globalisierung mit menschlichem Antlitz ein. Eine Globalisierung des Friedens und der Gerechtigkeit. Eine Globalisierung, die getragen ist von der befreienden Botschaft des Evangeliums. Die Kirche von Rottenburg-Stuttgart möchte zusammen mit ihren Partner*innen im “Globalen Süden” durch das Angebot des weltkirchlichen Friedensdienstes einen solidarischen und partnerschaftlichen Beitrag zum friedlichen und bereichernden Zusammenwachsen unserer Welt und unserer Kirchen leisten.
Der Weltkirchliche Friedensdienst will zum Erreichen der “Ziele für nachhaltige Entwicklung” (Sustainable Development Goals, SDGs) beitragen. Die SDGs 17 “Partnerschaften” und 16 “Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen” stehen im Vordergrund. Inhaltlich setzen wir uns aber für die Verwirklichung aller 17 Ziele ein. Deshalb sind wir froh und dankbar, dass wir am Bundesprogramm weltwärts teilhaben können, das entwicklungspolitische Lerndienste fördert.
Als Umsetzung und in Weiterführung des II. Vatikanischen Konzils (1962-65) und der gemeinsamen Synode der deutschen Bistümer (1975) fand 1986 in der Diözese Rottenburg-Stuttgart die 2. Diözesansynode statt. Aus ihr heraus entstand der Wunsch und der Auftrag jungen Menschen einen Dienst der Solidarität und des Glaubens mit den Menschen in den Kirchen der so genannten „Dritten Welt“ zu ermöglichen. So begann, als Novum in der Geschichte der deutschen Diözesen, der Weltkirchliche Friedensdienst.
Seither haben weit über 400 junge Männer* und Frauen* einen Dienst in Übersee absolviert. Obwohl der Dienst für Männer* und Frauen* aller Altersstufen konzipiert ist, so hat er sich von Anfang an zu einem spezifisch jugendpastoralen Angebot entwickelt.
Die Freiwilligen im Weltkirchlichen Friedensdienstes sind heute überwiegend junge Männer* und Frauen*, die gerade ihre Schulzeit beendet haben (Alter: zwischen 18 und 27 Jahren).
Deshalb ist der Lern- und Orientierungscharakter für junge Menschen ein wesentlicher Bestandteil des WFD. So ist der Dienst auch ein Dienst der Kirchen anderer Länder an der Ortskirche von Rottenburg-Stuttgart sowie der Diözese Rottenburg-Stuttgart an den Ortskirchen in den Partnerländern.
Dies tun sie, in dem sie junge Menschen aufnehmen, um mit ihnen Leben, Glauben und gemeinsames Engagement zu teilen.
Insofern weltkirchliche Friedensarbeit immer auch eine politische Komponente enthält (Pacem in terris 87), ist globales und entwicklungspolitisches Lernen elementarer Bestandteil der Weltkirchlichen Friedensdienste.
Frieden kann man nur gemeinsam erreichen. Deshalb verantworten BDKJ/BJA und HA Weltkirche auch Partnerbegleitmaßnahmen, die den Dialog mit den weltkirchlichen Partnern fördern.
SOLIDARISCH LEBEN
Viele junge Menschen in Deutschland suchen nach Wegen zu praktischer Solidarität. Sie wollen nicht länger untätig sein, sondern sich ganz konkret für arme Menschen im Süden engagieren. Deshalb wollen die Teilnehmer*innen am Weltkirchlichen Friedensdienst in einem ganz konkreten sozialen Projekt mitarbeiten. Sie üben sich in der Haltung der Solidarität und der „Stimme für die Armen“. Ausgehend von der konkreten Mitarbeit im Projekt beginnen sie die sozialen und politischen Probleme im jeweiligen Einsatzland und deren Ursachen in den Blick zu nehmen. Sie reflektieren die lokalen und globalen Ursachen für Armut und Unterentwicklung und erkennen, dass Veränderungen der Situation vor Ort von Veränderungen in den Industrienationen abhängen.
PARTNERSCHAFTLICH LEBEN
Viele Kirchengemeinden in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben partnerschaftliche Kontakte zu Gemeinden in anderen Ländern. Diese Partnerschaften sind sichtbares Zeichen der weltkirchlichen Verbundenheit und Solidarität. Freiwillige, die den Weltkirchlichen Friedensdienst in einer Partnerschaft leisten, geben dieser ein Gesicht. Der Dienst kann so zu einer einmaligen Chance für die Partnerschaft der Kirchengemeinden werden.
GLAUBEN UND KIRCHE ENTDECKEN
Viele junge Menschen in Deutschland finden in der Kirche keine Heimat mehr. Viele suchen jedoch auch in den Kirchen nach Formen, wie sie ihren Glauben heute leben können. Gerade deshalb bewerben sie sich für den Weltkirchlichen Friedensdienst. Die Freiwilligen setzen sich deshalb ganz bewusst mit der Kirche vor Ort und den verschiedenen Ausdrucksformen des religiösen Lebens auseinander. Sie sind offen für anderes, mystische Impulse oder spirituelle Wege. Eine Mitarbeit in den vielfältigen pastoralen Vollzügen der Gemeinde ist deshalb ein wichtiger Bestandteil des Dienstes. Auf dem Weg zu einem mündigen, Zeugnis gebenden Christsein bedürfen sie jedoch auch der Unterstützung von Christ*innen vor Ort. So kommen in den gegenseitigen Begegnungen die Einheit und gleichzeitig die Vielfalt unserer katholischen Kirche zum Ausdruck. Zeichen dafür ist die liturgische Aussendungsfeier der Freiwilligen von der Heimatgemeinde in die Ortskirche des entsprechenden Landes und die Unterstützung des Einsatzes durch Gebet, Rundbriefe und Spenden.
VONEINANDER LERNEN
Junge Menschen sind angezogen vom Reiz des „Fremden“. Die kulturellen Unterschiede werden jedoch oft unterschätzt. Im täglichen Miteinander nehmen beide Seiten Gemeinsamkeiten und Unterschiede wahr. Wenn sie lernen, konstruktiv mit ihnen umzugehen, kann es gelingen, dass Vorurteile und Verständigungsbarrieren überwunden werden und die Basis für ein wahres und friedvolles Miteinander gelegt wird. Die gilt umso mehr, wenn das “Anders-Sein” nicht nur durch die Kultur bedingt wird, sondern auch durch andere Religionszugehörigkeit oder eine andere Weltanschauung, durch eine vom heteronormativen Bild abweichende Selbstdefinitionen in Geschlecht und sexueller Orientierung. Im WFD sind wir davon überzeugt, dass jede Person nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist und von dorther ihre einzigartige und unantastbare Würde bezieht.
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